Bernardin und Portorož gehören zu den belebtesten Badeorten Sloweniens, es ist jedoch weniger bekannt, dass der Küsten- und Meeresabschnitt zwischen ihnen eine wichtige archäologische Stätte beherbergt. Nach der Entdeckung der Überreste einer antiken Siedlung und einer Fischfarm haben Taucher nun Hinweise auf einen antiken Hafen gefunden, darunter auch Masten.
Ausgrabungen am Standort Fizine wurden seit 2017 in mehreren Kampagnen durchgeführt, wobei sich die letzte Phase der Unterwasseruntersuchung auf die Suche nach Beweisen für den antiken Hafen konzentrierte.
Nach Angaben des Instituts für Unterwasserarchäologie bestätigen die Funde die Existenz eines kleinen Hafens mit einer Anlegestelle und einer Holzkonstruktion. Besonders wichtig sind die Mastfunde.
Die in der Nähe des Bernardin-Strands entdeckte Holzkonstruktion könnte in der Vergangenheit dazu genutzt worden sein, den Zugang von Booten zum Ufer zu ermöglichen oder als Wellenbrecher.
In den römischen Schichten der Stätte wurden mehr als 3.000 Keramikfragmente gefunden. „Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass es sich bei der Mehrheit um importierte spätantike Keramik handelt: Amphoren, Küchengeschirr und feines Tafelgeschirr“, teilte das Institut der slowenischen Presseagentur mit.
Außergewöhnliche Funde
Neben Teilen von Keramikgefäßen wurden an der Fundstelle auch ein Segelelement, zahlreiche Holzpfähle und zwei Teile unterschiedlicher Masten gefunden.
Die Masten stammen aus der Zeit zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. und wurden wahrscheinlich sekundär als Ankerplatz für ein Schiff oder als Stützbalken für eine Holzkonstruktion genutzt.
Der erste Mast bestand aus Tannenholz. Das gefundene Stück ist etwa einen Meter lang und hatte eine integrierte Eichenrolle. Der zweite Mast besteht aus Fichtenholz und ist etwa eineinhalb Meter lang.
Das Institut sagt, dass Funde von Masten und Segeln aus der Antike äußerst selten seien und Interpretationen hauptsächlich mit experimenteller Archäologie und visuellen historischen Quellen wie Reliefs, Statuen, Zeichnungen, Gemälden, Darstellungen auf Münzen und Mosaiken verknüpft seien.
„Wenn sich die Interpretationen der beiden Fizine-Elemente bestätigen, handelt es sich um weltweit einzigartige Beispiele“, sagen die Forscher. Tatsächlich handelt es sich um äußerst seltene Beispiele antiker Masten, wenn man die Funde aus mindestens den letzten 20 Jahren im gesamten Mittelmeerraum berücksichtigt.
In der nächsten Phase werden verschiedene Wissenschaftler und Archäologen spezifische Aspekte der Stätte untersuchen. Anschließend wird der Standort im Lichte der Ergebnisse der gesamten Recherche evaluiert.
Die Analyse des Holzes und die Datierung der Funde sind bereits erfolgt. Nun wird eine archäologische Fallstudie die Funde mit anderen ähnlichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen vergleichen.
Die Holzfundstücke werden im Restaurierungszentrum mit Melaminharz konserviert. Alle Funde werden dem Schifffahrtsmuseum Sergej Mašera in Piran übergeben, das auch andere Funde aus der Gegend von Fizine aufbewahrt.
Drei antike Stätten in Fizine
Die Spätantike begann gegen Ende des 3. Jahrhunderts, was nach Angaben des Instituts eine Zeit rascher und langfristiger Veränderungen war, als das Römische Reich in einen westlichen und einen östlichen Teil geteilt wurde.
Während der westliche Teil ständigen inneren Unruhen und Invasionen germanischer Stämme ausgesetzt war, erfreute sich der östliche Teil des Reiches einer größeren Stabilität. Dort kontrollierte das Byzantinische Reich ganz Dalmatien und auf dem Höhepunkt seiner Macht das gesamte Gebiet entlang der nördlichen Adriaküste.
Nach dem 5. Jahrhundert standen die heutigen Küstenstädte Sloweniens direkt unter byzantinischer Herrschaft. Die Periode ging allmählich in das frühe Mittelalter über. Die Spätantike in der Gegend von Fizine reicht somit mindestens bis ins 6. Jahrhundert n. Chr. zurück, erklärte das Institut.
Abgesehen von der jüngsten wurden in der Gegend bereits zwei weitere römische Stätten entdeckt. Die erste wurde 1998 erkundet und umfasst die Überreste einer Siedlung mit einem Wirtschaftsgebäude in der Nähe der heutigen Tankstelle.
Der zweite Standort liegt jetzt unter dem Meeresspiegel. In den Jahren 2004 und 2005 erkundeten Archäologen die Fundamente einer ehemaligen Fischfarm. Die Überreste zweier altertümlicher Teiche entlang der Promenade neben den ehemaligen Salzlagern sind von oben noch gut sichtbar.
Lange Tradition der Unterwasserforschung
In diesem Jahr plant das Institut, an ausgewählten Standorten des unterwasserarchäologischen Kulturerbes in der Bucht von Koper ein Monitoring einzurichten.
Da für dieses Jahr derzeit keine Bauvorhaben geplant sind, die Unterwasserarchäologische Untersuchungen erfordern würden, werden sie sich auf Schulungen und andere Forschungsprojekte konzentrieren.
Slowenien hat eine der längsten Traditionen der Unterwasserforschung in Europa, die erste davon wurde 1884 im Fluss Ljubljanica in der Nähe von Vrhnika durchgeführt.
Seit den frühen 1960er Jahren hat sich die Unterwasserarchäologie im Rahmen verschiedener Museen und Institutionen entwickelt. Das Institut für Unterwasserarchäologie hat 2013 als private Initiative Experten auf diesem Gebiet zusammengebracht.
Das Institut möchte sich in Zukunft stärker auf Forschungsprojekte, die Förderung und Präsentation seiner Arbeit und seines Unterwassererbes konzentrieren. Sie wollen junge Archäologen gewinnen, die in Zukunft die Führung auf diesem Gebiet übernehmen. Sie sind froh, dass es bereits viele unter ihren Mitgliedern gibt.
Redaktion Kultur Bild: Institut für Unterwasserarchäologie