
Das slowenische Parlament hat eine umfassende Reform des öffentlichen Wohnungsbaus beschlossen. Die ehrgeizigste Maßnahme in diesem Bereich seit Jahrzehnten befasst sich mit der Erschwinglichkeit und Wohnungsknappheit und reduziert die Abhängigkeit vom privaten Sektor, die zu einem Überangebot an Wohnungen und steigenden Preisen geführt hat.

Kern der Reform ist eine langfristige finanzielle Zusage der Regierung, bis 2035 jährlich 100 Millionen Euro in den öffentlichen Wohnungsbau zu investieren. Die Initiative soll den Bau von bis zu 20.000 neuen Wohnungen unterstützen, hauptsächlich durch den Wohnungsbaufonds des Landes und teilweise durch Kredite an Kommunen und gemeinnützige Wohnungsbauträger.
„Wir legen den Grundstein für eine neue Wohnungspolitik und starten den umfangreichsten Bau von Sozialwohnungen in der Geschichte Sloweniens“, sagte der Minister für eine solidarische Zukunft, Simon Maljevac, als die Nationalversammlung das Gesetz am 17. Juli verabschiedete.
Die Gesetzgebung führt außerdem strukturelle Änderungen ein, die darauf abzielen, öffentliche Mietsysteme anpassungsfähiger und finanziell tragfähiger zu machen.
Die Kommunen werden mehr Spielraum haben, die lokalen Prioritäten im Wohnungsbau nach eigenem Ermessen festzulegen. So können sie beispielsweise systemrelevanten Arbeitskräften wie Lehrern oder medizinischem Fachpersonal den Vorzug geben, gleichzeitig aber mindestens die Hälfte der öffentlichen Wohnungen für gefährdete Bevölkerungsgruppen reservieren.
Um das System gerechter und widerstandsfähiger zu gestalten, führt Slowenien zudem ein neues Modell für die Festsetzung gemeinnütziger Mieten ein. Diese werden über einen Zeitraum von vier Jahren schrittweise angehoben, um die Instandhaltungskosten zu decken, wobei Anpassungen je nach Alter der Wohnung vorgenommen werden. Die Mieten werden jedoch weiterhin deutlich unter dem Marktniveau liegen.
Auch die Subventionsregeln wurden überarbeitet. Mieten für gemeinnützige Einrichtungen werden künftig vom Staat und Gewerbemieten von den Kommunen subventioniert – im Gegensatz zum derzeitigen System. „Dies soll den finanziellen Druck von den Kommunen nehmen und ihnen zeigen, dass sich Investitionen in öffentlichen Mietwohnungen auszahlen“, sagte Maljevac.
Umkehrung jahrzehntelanger Politik
Slowenien verfügte früher über ein riesiges Angebot an Sozialwohnungen, doch im Zuge einer Privatisierungskampagne wurde 1991 ein Gesetz verabschiedet, das es den in Sozialwohnungen lebenden Menschen ermöglichte, ihre Häuser zu unglaublich niedrigen Preisen zu erwerben.
Dies verschaffte dem jungen, finanzschwachen Land zwar dringend benötigte Devisen, legte aber den Grundstein für einen anhaltenden Rückgang des öffentlichen Wohnungsbaus. Regierungsangaben zufolge sind nur vier Prozent der Wohnungen im Land öffentlich – einer der niedrigsten Anteile in der EU.
Seitdem wurden einige Sozialwohnungen gebaut, aber bei weitem nicht genug, um die Nachfrage zu decken.
Der Markt wurde größtenteils privaten Bauträgern überlassen, doch aufgrund der starken Nachfrage und des geringen Angebots stiegen die Preise so schnell, dass selbst die Mittelschicht inzwischen fast vollständig vom Markt verdrängt wurde.
Daten des Statistikamts zeigen, dass sich die Immobilienpreise seit 2015 insgesamt mehr als verdoppelt haben. Im gleichen Zeitraum stieg der Durchschnittslohn um rund 60 Prozent.
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